Pulp – Disco 2000
wie fieberte man im 20. jahrhundert dem neuen jahrtausend entgegen – ob phantastische zukunftsträume oder apokalyptische endzeitvisionen, irgendwas großes, besonderes musste doch kommen. ewiger krieg oder ewiger frieden, totale liebe oder totaler hass, schwarz oder weiss, vernichtung oder erleuchtung. und jetzt? dümpelt die menschheit immer noch vor sich hin, ohne sich für irgendwas entschieden zu haben.
musikalisch lassen sich die erkenntnisse ähnlich zusammenfassen: nichts weltbewegend neues, viele revivals, sogar die 80er wurden irgendwann wieder halbwegs salonfähig. rock’n’roll ist lebendiger als je zuvor, elektronische musik mischt inzwischen fast überall mit, indie ist zu mainstream geworden und andersrum.
britpop ist zwar zumindest klinisch tot – im übrigen genauso wie new labour und „cool britannia“ – aber in vielen facetten lebendiger als zuvor. musikalisch hat sich britische rockmusik ausdifferenziert, die grundhaltung lebt aber sowohl musikalisch als auch in stil, auftreten und design fort. fast jede indiedisco schaut heute irgendwie aus wie das video zu „disco 2000“ von pulp, womit gleichzeitig der stil der 60er und 70er jahre fest im hier und jetzt verankert ist.
und auch in „disco 2000“ vergeht die zeit und doch bleibt alles beim alten. die protagonisten trauern vergebenen chancen hinterher und verlieren sich in erinnerungen an träume, die sie einst hatten. das soll das ganze große leben sein? ist doch alles schon mal dagewesen, kopiert, geklaut, wieder aufgewärmt, und besser ist es dadurch auch nicht geworden.
so ist das leben. und wer das begriffen hat, kann endlich die wichtigen dinge angehen: die zukunft, die wie gestern sein wird.
Der Post erschien ursprünglich im Rahmen der „Reise durch die Zeit„.
Tags: Pulp
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