Liger. Monsterkatzen.

6. September 2010 | By matze | Filed in: Biologie.

Liger – Split Yourself Lilith

Zugegeben: ohne den Film „napoleon dynamite“ würde ich das heute vorgestellte tier, den liger, gar nicht kennen, oder zumindest fände ich ihn nicht so großartig.

Deb: What are you drawing?
Napoleon Dynamite: A liger.
Deb: What’s a liger?
Napoleon Dynamite: It’s pretty much my favorite animal. It’s like a lion and a tiger mixed… bred for its skills in magic.

Dass ein Liger eine Mischung aus Tiger und Löwe ist, genauer aus einem weiblichen Tiger und einem männlichen Löwen, damit hat Napoleon Recht, mit den „skills in magic“ dagegen eher nicht. Trotzdem gibt es wohl kaum einen Tierhybriden, also eine Kreuzung zweier ziemlich unterschiedlicher Arten, der die Menschen so fasziniert wie der Liger.


cc-lizenz von „Hkandy“ @ Wikipedia

Hauptgrund dürfte die schier unglaubliche Größe sein, die so eine Katze erreichen kann: Hercules, vom Guiness-Buch der Rekorde als größte Katze Weltweit anerkannt, ist – je nach Quelle – zwischen 3,30m und 4m lang und 400 bis 500 kg schwer und damit größer als jede andere bekannte jemals lebende Katze. Inklusive Säbelzahntigern und anderen ausgestorbenen Raubkatzen.

Aber woher kommt diese unglaubliche Größe? Beide Elternarten sind schließlich in der Regel kleiner, und der Tigon – das Ergebnis, wenn ein Löwenweibchen sich mit einem Tigermännchen paart – ist sogar ein Winzling im Vergleich zum Liger. Früher dachte man gar, Liger würden aufgrund eines Gendefekts ihr ganzes Leben lang wachsen. Eine andere Erklärung basierte darauf, dass Ligermännchen steril sind: Genau wie andere Sterile oder kastrierte Säugetiere würden die Katzen so riesig werden, vor allem, da sie prozentual weniger männliche und mehr weibliche Geschlechtshormone produzieren. Gegen diese Theorie sprechen aber zwei Fakten: Zum einen sind auch Ligerweibchen – die übrigens Junge bekommen können – riesenhaft, zum anderen sind Liger ja nicht impotent und haben sehr wohl einen Geschlechtstrieb und produzieren noch jede Menge Testosteron.

Am wahrscheinlichsten ist deshalb eine andere Theorie, zumal sie auch erklärt, wieso Tigons so klein und schwach sind. Löwen sind nämlich Rudeltiere, und in so einem Rudel kann es vorkommen, dass ein Weibchen von mehreren Männchen gleichzeitig schwanger werden kann. Die Löwenembryonen haben deshalb die genetische Veranlagung, möglichst schnell möglichst groß zu werden, die Löwenweibchen unterdrücken dies. Tiger aber sind Einzelgänger, bei ihnen fehlt diese Veranlagung. Wächst deshalb ein Ligerbaby in einem Tigerweibchen heran, kann es ungehindert ziemlich groß werden. Und dieses Wachstum scheint sich während des Lebens des Tieres fortsetzen.

Liger
cc-lizenz von „The Cloudless Sky“ @ Wikipedia

Sowohl im Verhalten als auch im Aussehen haben Liger von Vater und Mutter gleichermaßen etwas mitbekommen, wobei insbesondere das Aussehen varriiert. Manche Ligermännchen haben eine Löwenmähne, andere nicht, viele haben zumindest angedeutete Streifen oder Flecken, manche widerum nicht; die meisten gehen, wie Tiger, gerne ins Wasser, im Sozialverhalten ähneln sie aber eher den Löwen.

Aber eine eigene „echte“ Art der Gattung Panthera, zu der auch Löwe und Tiger gehören, stellt der Liger nicht dar. Dafür fehlt die Fortpflanzungsfähigkeit. Wie gesagt ist nur das weibchen fähig dazu, die Jungen heißen dann, je nachdem, ob der Vater Löwe oder Tiger ist, Li-Tiger oder Ti-Liger. Außerdem wurde in der Wildnis nie ein Liger nachgewiesen, und heute überschneiden sich die Lebensräume von Löwe und Tiger nirgendwo mehr auf der Welt. Und in der Wildnis unterscheidet sich das Verhalten der beiden Arten wohl auch zu sehr, als dass sie auf die Idee kommen könnten, sich zu paaren. Liger gibt es deshalb nur in Gefangenschaft, die meisten sind zudem „Unfälle“.

Diese beiden Dinge, die fehlende Möglichkeit zu einer eigenen Art zu werden und die (wahrscheinliche) Nichtexistenz von Ligern in der freien Wildbahn, sind so traurig, dass sie auch die bestmögliche Überleitung darstellen zur heutigen Band Liger, zwei Österreichern, die ihr Projekt wohl nach der wunderschönen Monsterkatze benannt haben. Deren Musik ist nämlich ebenfalls sehr schwer verdaulich. Ein bisschen wie Xiu Xiu gemischt mit dem Pathos von Hurts und co., hie und da, vor allem bei der Kooperation mit Gustav, „Me Protools You Jane“, klingt auch mal Get well soon an.

Die Verbindung zwischen der Band Liger und dem gleichnamigen Tier ist aber kleiner als zwischen ihrer Arbeitsweise und der anderer bei uns vorgestellter Bands: Das meiste macht die Band selbst. Sogar das Artwork des Albums stammt von Sänger Dino Spiluttini.

Für diesen Herbst hat die Band übrigens zwei Singles angekündigt, und auch eine Tour ist gebucht:

  • 18.09.2010 A – Graz, SUB w/ pilots.
  • 19.09.2010 A – Wiener Neustadt, tba.
  • 20.09.2010 A – Wien, Rhiz
  • 23.09.2010 D – Ebersberg, Erste Etage
  • 24.09.2010 D – Rosenheim, Asta Kneipe
  • 25.09.2010 A – Hallein, Zone 11
  • 22.10.2010 D – Magdeburg, Central
  • 23.10.2010 D – Lüneburg, Asta-Wohnzimmer
  • 27.10.2010 D – Trier, Exhaus

Aktuelles Album: Liger – Crash Symbols (2008, Beat is Murder Records), Liger bei Myspace | Label

Artikel über das Tier Liger im Bestiarium und bei messybeast


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