The Burning Hell über die Kongo-Konferenz. Let’s not be gentle, gentlemen.

7. April 2010 | By matze | Filed in: Geschichte.

The Burning Hell – I Love The Things That People Make

Der eigentliche Song des Tages, The Berlin Conference, ist nicht als Video o.ä. verfügbar, kann sich aber bei hypemachine in voller Länge angehört werden.

Vom November 1884 bis zum Februar 1885 fand in Deutschland eine Konferenz statt, die für die weitere Weltgeschichte von entscheidender Bedeutung war, in ihrem Ausrichterland aber häufig vergessen wird: Otto von Bismarck hatte zur Kongokonferenz (aka Berlin Conference) nach Berlin gerufen, um Afrika unter den europäischen Kolonialisten aufzuteilen.

The Burning Hell, eine kanadische Band um den ehemaligen Geschichtslehrer Mathias Kom, hat über genau diese Konferenz einen Song geschrieben – erzählt wird aus der Sicht von Otto von Bismarck persönlich. Und wir haben ihm ein paar Fragen dazu gestellt.

Wieso um alles in der Welt hast du gerade über die Kongokonferenz einen Song geschrieben?

Meiner bescheidenen Meinung nach ist die Kongokonferenz nun einmal ein extrem wichtiges historisches Ereignis: Die Ergebnisse der Konferenz beeinflussten sowohl die Geschichte Europas als auch Afrikas dramatisch. Die eher “organisierte” Kolonialphase, die mit der Konferenz begann, war in Afrika und Europa eine Zeit dramatischer politischer, wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen, und natürlich ist der Einfluss noch heute in Afrika extrem zu spüren. Kurz gesagt, die Entscheidungen der Kongokonferenz hatten enorme Konsequenzen für Millionen von Menschen, und viele Historiker glauben, dass diese Effekte immer noch zu spüren sind. Historische Ereignisse nach “Wichtigkeit” zu sortieren ist immer gefährlich, aber ich finde auf jeden Fall, dass die Kongokonferenz eines der wichtigsten Ereignisse des 19. Jahrhunderts war – wowohl in Afrika als auch in Europa.

Du arbeitest ja auch als Geschichtslehrer. War es für dich wichtiger bei dem Song, eine tolle Geschichte zu erzählen oder historisch korrekt zu bleiben?

In diesem Fall schlossen sich die historische Korrektheit und ein interessanter Songtext nicht aus. Der Song enthält keine historischen Fakten, weil er mehr eine persönliche Erzählung ist als ein “play-by-play account” der Konferenz selbst oder ihrer Auswirkungen. Trotzdem werden findige Hörer ein paar Referenzen zu echten zeitgenössischen Kommentaren zur Kolonialisierung Afrikas entdecken. Zum Beispiel bezieht sich die Zeile “Scrambling is for eggs, not for Colonization” auf den Historiker-Ausdruck “Scramble for Africa”, und die letzte Zeile “50 is the magic number” bezieht sich auf die mehr als 50 Länder im post-kolonialistischen Afrika.

Im April und Mai bist du auf Tour unter anderem in Deutschland. Wirst du dir dort den Schauplatz der Konferenz ansehen?

Ich wünschte, wir hätten Zeit, auch einmal Touristen zu sein auf Tour, aber es scheint nie genug Zeit zu geben, um etwas anderes zu tun als zur nächsten Station zu fahren, einzuladen, Soundcheck, spielen und schlafen! Aber ich hoffe, im Juni, wenn die Tour vorbei ist, noch ein paar wochen in Berlin zu bleiben, vielleicht kann ich dann ein bisschen Sightseeing betreiben.

Gibt es noch mehr historische Ereignisse, über die du einen Song geschrieben hast?

Ich habe einen Song über die United Nations Monetary and Financial Conference (a.k.a. the Bretton Woods Conference) geschrieben, der auf unserem ersten Album Tick Tock enthalten ist. Ich arbeite an noch mehr Songs über Konferenzen, zum Beispiel den Frieden von Nicias und einer halb-offiziellen Konferenz auf Jekyll Island in den USA (wo das Federal Reserve System geplant wurde). Ich konzentriere meine historischen Songs auf wichtige Konferenzen, weil ich schon immer fasziniert war von dem Fakt, dass Geschichte oftmals geprägt wurde auf Treffen reicher und mächtiger Leute (meistens Männer), die sich treffen, viel trinken und über das Schicksal der Welt entscheiden.

Der Post erschien ursprünglich im Rahmen der „Reise durch die Zeit.


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