So, nachdem Matze und Jonas hier schon ganz superb ihr musikalisches bzw. popkulturelles Jahr präsentiert haben, halte ich meinen Rückblick knapp und kurz. Ein Blick auf meine (unten beginnenden) Bestenlisten zeigt vor allem, dass 2010 musikalisch ohne Empfehlungen durch Freunde nicht so toll gewesen wäre: Hundreds, Fyfe Dangerfield, Darwin Deez – ich wäre von selbst nie drauf gekommen, mir die anzuhören. Ein paar Bands gab es aber auch, da war das anders, z.B. die Local Natives oder Alcoholic Faith Mission. Zufällig drauf gestoßen – und sofort verliebt. So muss das sein. 2011, ich bin gespannt!
Meine Top 10 Alben 2010:
10. Arcade Fire – The Suburbs
Tja, von vielen dieses Jahr gen Himmel gelobt, landen für mich Arcade Fire mit “The Suburbs” grade noch so auf Platz 10. Zwar ist das Album ein durchdachtes und wunderschönes (schon rein optisch) Ding, doch nach Funeral und vor allem Neon Bible handelt es sich meiner Meinung nach doch um ein eher blasses Drittwerk.
9. Menomena – Mines
Von mir zu Beginn des Jahres noch als möglicher Thronfolger für eben genannte kanadische Band gehandelt, schickte mich “Mines” zwar für die ersten Hördurchgänge in ein faszinierendes Ton-Dickicht aus erdigem Indie – landete aber schon schnell auf der immer größer werdenden und etwas undankbaren “ja ist ganz gut”-Kategorie. Ich dachte, das wäre ein echter Grower!
8. Nada Surf – If I Had A Hi-Fi
Narrenfreiheit für meine Indiehelden – Nada Surf brachten 2010 ein buntes Coveralbum raus. Egal ob Giganten wie Depeche Mode oder Untergrund-Bands wie die spanischen Mecromina, mit “If I Had A Hi-Fi” schafften es die beliebten New Yorker Jungs, mal schnell ihre ganze musikalische Sozialisierung mit ihrem Markenzeichen – ihrer Wohlfühlmusik – zu verpacken. Nett und live ganz grandios – aber letztlich doch ein etwas blutarmes Stück, an das sich in zehn Jahren wahrscheinlich niemand mehr erinnern wird. (längere Rezi)
7. Two Door Cinema Club – Tourist History
Als einziges Album auf der Liste schafft es “Tourist History” in die Liste, obwohl ich es gar nicht besitze. Doch Two Door Cinema Club sind mir 2010 einfach so oft – entweder live oder bei Freunden – über den Weg gelaufen, dass sie einfach fest dazugehören mit ihrem geilen Pop-Gefrickel!
6. Vampire Weekend – Contra
Oh wie schön! So bunt und so entspannt! So weich und wattig! Hier die hüpfenden Töne eines leichtfüßigen Pianos, da die leicht schrammlige Gitarre, der man die blassblaue oder cremefarbene Färbung anhören zu meinen scheint. Jippieh, ich will Frühling, denn da gehört “Contra” eigentlich hin!
5. Wintersleep – New Inheritors
Nachdem mich das erste Album der Kanadier sowas von unglaublich umgehauen hat, war ich dem zweiten gegenüber natürlich ziemlich skeptisch eingestellt. Können die das nochmal? So konnten nicht. Haben aber trotzdem mit “New Inheritors” ein atmosphärisch reizvolles Stück Herbst- oder – wie passend – Winter-Indie geschaffen. Ich bin gespannt auf mehr!
4. The Unwinding Hours – s/t
Ganz sicher keine Frühlingsplatte ist die erste Platte der “Unwinding Hours”. Regen, graue Wolken und Einsamkeit. Am Besten aus dem Zug, wo man solch wolkigen träumerischen Gedanken nicht aus dem Weg gehen kann. Das sind die Voraussetzungen für die Entfaltung von Wunderwerken wie “Solstice” oder “Peaceful Liquid Shell”. Manchmal etwas zu pompös, kann man sich die “Unwinding Hours” aber auch eben nur zu ganz bestimmten Momenten anhören. Kontextmusik.
3. Hundreds – Let’s Write The Streets (EP)
Unglaublich! Im Internet noch als langweilig abgestempelt und nur auf hartnäckigste Empfehlungen eines Freundes hin vor Kurzem live in London angeschaut, hat mich das Hamburger Duo “Hundreds” vom Label und Kollektiv Sinnbus wie im sprichwörtlichen im Sturm erobert. Leicht elektronisiert zaubert sich Sängerin Eva mit ihrer Vogelstimme in den Kopf, begeistert – und will immer und immer wieder gehört werden. Drei geniale Stücke auf einer EP mit Fünfen. Hundreds, ich will mehr!
2. Alcoholic Faith Mission – Let This Be The Last Night We Care
“Wie ein Blinzeln in der Sonne” klingt das zweite Album der Dänen von der Alcoholic Faith Mission – schrieb ich im März über das brooklyneske Werk. Das aus der netten Zufallsentdeckung (ich glaube es war das schöne Cover) eine feste Beziehung werde sollte, konnte ich damals nur ahnen. Seitdem hat sich “Let This Be The Last Night We Care” derart mit den Erlebnissen meines 2010 vermischt, dass ich es gerne all denen, die sich im Trend der Zeit mit “Indie ist tot”-Parolen umgeben (z.B. Musikexpress) gerne täglich in die Gehörgänge pusten würde. Wer’s noch nicht getan hat – unbedingt reinhören! (längere Rezi)
1. Local Natives – Gorilla Manor
Keine Kopie, keine Vergleiche, kein “klingt wie”. Die Local Natives sind einfach nur sie selbst und wenn es sowas denn gibt – und für mich ist das der Fall – dann vertont die Band aus L.A. das neue Jahrzehnt so wie keine andere Band. Mehr Wörter braucht es nicht. “Gorilla Manor” ist in seiner entspannten Eigenständigkeit für mich das erste Meisterwerk der Zehnerjahre.
Und jetzt ganz schnell: meine Top-10-Songs (und zwar jeweils nur einer pro Band, sonst wäre hier ja einfach nur die “Gorilla Manor”-Tracklist – und das wäre ja langweilig!
10. Biffy Clyro – Bubbles
9. FM Belfast – Par Avion
8. Aerials Up – Stay Awake
7. Darwin Deez – Radar Detector
6. Interpol – Barricade
5. Fyfe Dangerfield – When You Walk In The Room
4. The National – England
3. Hundreds – Solace
2. Alcoholic Faith Mission – Season Me Right
1. Local Natives – Cubism Dream
Video des Jahres:
Little Comets – The Isles (mehr zum Video)
…und wenn ihr der gleichen oder einer völlig anderen meinung seid, dann schreibt das in die kommentare und füllt unseren wahlzettel aus.
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Eva heißt die gute Frau xx von Hundreds 😉
Für mich ja schon Entdeckung 2009, aber die Platte stufe ich für 2010 auch fast ganz oben ein. Endlich mal jemand, der das genau so sieht!
Wie unangenehm, da hab’ich doch echt das einfügen vergessen 😉
Aber schön zu hören, dass Hundreds schon ihre Wellen schlagen!