Songs über Journalisten. Ein nicht immer leichtes Thema.

11. Juli 2011 | By matze | Filed in: Deutsch, Politik, Popkultur.

D.O.C.H. – Was in der Zeitung steht

Ein großer Teil der indiestreber-Redaktion studiert Publizistik. Und trotzdem haben wir es bisher nicht hinbekommen, uns mal genauer mit dem Verhältnis von Musikern und Journalisten auseinanderzusetzen. Bis jetzt.

Es ist nämlich kein unkompliziertes, dieses Verhältnis: Die Musiker sind angewiesen auf Publicity (zumindest, wenn sie reich und berühmt werden wollen – oder überhaupt von einer größeren Gruppe Menschen wahrgenommen werden), die Journalisten liefern diese Publicity, sind aber nicht selten interessiert an den großen und kleinen Debakeln der Musiker. Diese sind davon natürlich genervt (wie im Song oben von D.O.C.H., einem Nebenprojekt von Fettes Brot, das nur für diesen Song bestand), genauso wie von blöden Interviewfragen und Vergleichen. Die Journalisten wiederum sind genervt von langweiligen Antworten auf schlaue Interviewfragen und so weiter und so fort. Die einen können nicht ohne die anderen, aber teilweise auch nicht mit.

Das stimmt so natürlich bei weitem nicht immer. Freundschaften und sogar personelle Überschneidungen zwischen der Musiker- und Musikjournalistenschar sind, gerade im Independentbereich, alles andere als selten. Trotzdem muss man sich auch mal Luft machen. So wie Kraftklub:

Kraftklub – Fotos von mir

Und auch Ja, Panik, die ich aus irgend einem Grund erst vor kurzem für mich entdeckte, wenden sich an die Musikjournalisten:

Ja, Panik – Mr. Jones & Norma Desmond

Hier ist der Zusammenhang nicht gleich zu erkennen. Wie bei manch anderem Ja, Panik-Song ist entweder ein massives popkulturelles Wissen oder aber die Wikipedia beim Verstehen des Songs von Nützen. Zuerst: Norma Desmond war, gespielt von Gloria Swanson, die Hauptfigur im Film „Boulevard der Dämmerungen“ von Billy Wilder. Eine Schauspielerin, die im Verlauf des Films immer mehr einem Wahn verfällt. Mr Jones bezieht sich wiederum auf den gleichnamigen Charakter aus Bob Dylans Ballad of a Thin Man (hier auch ein Dubstep-Mix), in dem dieser immer wieder in einen Raum voller Zirkusfreaks gerät und nicht versteht, was dort vor sich geht.1.

An dieser Stelle könnte man den gesamten Text des Songs zitieren, so großartig ist er als Nachricht der Musiker an die Musikjournalisten verfasst. Aber zwei Stellen reichen ebenso:

Und du kratzt dir von der Seele
Was dir fehlt, was du vermisst
Wie du die Sache anpacken würdest
Als Dichter, Posterboy, Dadaist
Und du kommst schrecklich ins Schwärmen
In deinen Worten ist Exszess

Du bist Versender und Empfänger
Es ist der Teufel hier am Werk
Ein schöner Satz für eine Leiche
Für die Idee, die stirbt in dir
Du bist ein Sack voll Möglichkeiten
Ein Engelmacher am Papier

Man kann die Kritik also relativ subtil verpacken. Oder man sagt es einfach frei heraus wie Motz… äh… Morrissey auf einer B-Seite von 1991:

Morrissey – Journalists who lie


Am Ende des Artikels noch einmal kurz die offizielle Rückmeldung: Ja, indiestreber gibt es immer noch, bzw. wieder. Wir hatten nur in den letzten Wochen wenig Zeit. Jonas war in der Uni und STUZ (wo er das Musikressort leitet) stärker involviert als früher, und ich war erst in Nordamerika unterwegs und habe dann ein Praktikum gemacht (wo ich aber auch ein bisschen was über Musik geschrieben habe)

Am kommenden Wochenende geht es aber erstmal wieder zum Melt!

  1. Besonders schön übrigens, dass das Vorbild für die Figur unter Umständen Journalist war, vgl. auch Wikipedia []

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