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Eine musikalische Reise durch die Zeit. Teil 40: Eine ehemalige Schönheitskönigin
von matze | 16.April 2010
David Byrne & Fatboy Slim feat. Santigold – Please Don’t
1929 war auch das Geburtsjahr einer Frau, die die weitere Geschichte ihres Geburtslandes entscheidend mitprägte. Mit 18 wurde Imelda Marcos Schönheitskönigin in ihrem damaligen Wohnort Tacloban, in der philippinischen Hauptstadt reichte es kurze Zeit später nur zum zweiten Platz. Aber wozu kommt man aus einer der einflussreichsten Familien des Landes? Imelda beschwerte sich beim Bürgermeister von Manila und bekam so den Titel „Muse von Manila“.
Doch damit nicht genug. Ein paar Jahre später, 1955, lernte sie einen aufstrebenden Politiker kennen, der wie sie, aus einer sehr einflussreichen Familie stammte. Ferdinand Marcos, den sie nach gerade einmal 11 Tagen das erste mal, ein paar Jahre später – nach dem Übertritt zum Katholizismus – noch einmal heiratete, sollte von 1965 bis 1986 Diktator des Landes werden. Und einer der korruptesten Herrscher überhaupt: Um etwa 20 bis 30 Milliarden Dollar sollen sich Familie und Freunde der beiden unter den Nagel gerissen haben.
Imelda Marcos, deren Familienmitglieder heute wieder wichtige politische Ämter auf den mittlerweile wieder demokratischen Philippinen besetzen, war aber nicht nur für die Korruption und Politik ihres Ehemannes berühmt. Sie gilt auch als eine der exzentrischsten Frauen des 20. Jahrhunderts. Besonders ihre Schuhsammlung von über 1000 Paaren ist legendär.
Deshalb ist es kein Wunder, dass David Byrne (of Talking Heads-Fame) und Fatboy Slim, selbst beide eher ungewöhnliche Musiker sich den „Iron Butterfly“ (so ihr Spitzname) für ein Konzeptalbum ausgesucht haben – dabei aber sowohl die politische wie auch die Schuhtick-Dimension ausblenden. Insgesamt 22 Songs finden sich auf den zwei CDs, die unter dem Titel „Here Lies Love“ verkauft werden. Gesungen werden sie von etwa ebenso vielen Gaststars, vor allem weiblichen. Unter anderem Florence Welsh, Cindy Lauper und Santigold sind auf dem Album zu hören, meist werden die Songs aus der Sicht von Imelda Marcos selbst oder ihr nahestehender Menschen erzählt. Dass dabei ein teilweise sogar positives Bild der Frau gezeichnet wird, ist wohl unvermeidlich.1
Und selbst wenn sich dadurch manchmal ein etwas unwohles Gefühl einstellt: Das Album ist toll. Durch die verschiedensten Musiker, die Byrne und Norman Cook eingeladen haben, klingt das Album extrem abwechslungsreich: Ein größerer Teil der Songs klingt eher retro (vor allem hier natürlich das von Cindy Lauper gesungene Eleven Days), Soul spielt aber auch eine Rolle (zum Beispiel beim von Sharon Jones performten Dancing Together), und auch Country spielt eine Rolle (Steve Earles Impersonation vom Diktator Ferdinand Marcos in A Perfect Hand ist nebenbei der absolute Anspieltipp): Jeder Gast bekommt die Musik, die zu ihm passt. Und das führt dann auch dazu, dass der Opener Here Lies Love einer der besten Florence & The Machine-Songs überhaupt ist.
David Byrne & Fatboy Slim – Here Lies Love (2CD, 2010, Nonesuch/Warner)
- das Sagt Byrne selbst auch im Interview mit dem SZ-Magazin-Musikblog [↩]
künstlerkollektiv: Cindy Lauper, David Byrne, fatboy slim, Florence & The machine, Santigold, Sharon Jones, Steve Earle, talking heads
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