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eine musikalische reise durch die zeit. teil 61: i miss you more than i knew.
von fabi | 7.Mai 2010
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Nada Surf – Blizzard of `77
Blickt man einmal kurz zurück in das Jahr 2002, entdeckt man Überraschendes. Ungläubig stellt man nicht nur fest, dass es schon verrückte acht Jahre her ist, dass unsere Ohren mit „How You Remind Me“ von ein paar unauffällig dreinschauenden Kanadiern dauerterrorisiert wurden – und leicht verdutzt nimmt man die Tatsache zur Kenntnis, dass Nada Surf damals noch als Helden des Emocore gepriesen wurden, ja in Verbindung mit der kuschligen Band von manchen Leuten sogar der Begriff ‚Godfathers of Emo’ in den Mund genommen wurde. Schluck. Aber ja, so war das eben. 2002 verstand man unter ‚Emo’ noch etwas anderes als nur lustig angezogene Jugendliche am Bahnhofsvorplatz, die sich gegenseitig über ihr Leid und ihre schlechten Friseure beschweren (wer hat hier denn Vorurteile?). 2002 war Emo eben aber noch süßlich und fein. So wie Nada Surf eben.
Und wahrlich emotional haben sich die drei New Yorker spätestens mit „Let Go“ in die Herzen vieler Gutmenschen gespielt, die sich als solche bezeichnet nicht angegriffen fühlen, sondern in ihrem Denken und Fühlen bestätigt. Melancholie und Hoffung blubbern einem auf dem dritten Album der Band wie Whirlpool-Wasser ins Gesicht. Davor steht aber der Sprung ins Wasser – und der ist Nada Surf mit „Blizzard of 77“ nahezu, ja hier passt das Wort mal, perfekt gelungen.
Januar 1977, New York. Ein von den großen Seen heranziehender Blizzard erreicht mit seinen eisigen Ausläufern die Metropole New York – und legt sie binnen kürzester Zeit lahm. Die Stadt versinkt im Schnee, versinkt im Chaos und schlummert schließlich ein. Ein dicker Haufen Schnee hat sich ungefragt wie ein Schlafsack um die niemals schlafende Stadt gehüllt. Matthew Caws, heute Sänger von Nada Surf, schaute aus dem Fenster und war begeistert: „Als hätte sich die Natur ihren Raum zurückerobert.“ 25 Jahre später schreibt er einen Song über das Erlebte jener Nacht. Ein kleines, klares aber verträumtes Wunderwerk hat er damit geschaffen. Einmal meinte er, dass der Name ‚Nada Surf‘ in Spanien das Gefühl beschreibt, trotz Steinen im Weg und scheinbarer Hoffnungslosigkeit einfach weiterzugehen, aufzustehen und zu lachen.
but in the middle of the night i worry
it’s blurry even without light
i know i have got a negative edge
that’s why i sharpen all the others a lot
Sehnsucht und Melancholie verlieren die drei von Nada Surf aber nie, auch nicht mit ihrem 2002er Sprung ins Wasser, ihrem Blizzard of ’77.
i miss you more than i knew
künstlerkollektiv: nada surf, nickelback
file under: reise durch die zeit | 3 kommentare »
7.Mai 2010 at 10:22 pm
wenn man sich mal wieder das 96er album „high/low“ anhört dann kann man schon verstehen warum nada surf mal mit emo in verbindung gebracht wurden. und das war sowohl für emo als auch für nada surf positiv zu sehen…
wobei „let go“ immer noch mein lieblingsalbum von nada surf ist…
10.Mai 2010 at 9:37 pm
…mja stimmt schon. Aber als Lieblingsalbum muss ich einfach „The Proximity Effect“ auf einen ewigen Thron heben…
11.Mai 2010 at 11:01 pm
ich weiss ja nicht was ihr immer mit „the proximity effect“ habt… find ich eher langweilig. da ist die emo/grunge-mentalität von high/low nicht mehr zu spüren und die pop/melancholie-mentalität von „let go“ noch nicht.