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eine musikalische reise durch die zeit. teil 77: pietätvoll und bescheuert.

von | 23.Mai 2010

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bush – the people that we love (speed kills)

Der 11. September 2001 ist zweifelsohne eine der wichtigsten Wegmarken unserer Zeit. Mittlerweile wird dieses Datum in einem Atemzug mit Zweitem Weltkrieg und Wiedervereinigung genannt. Eine neue Zeitrechnung, ja eine neue Epoche begann an diesem Tag. Seit die zwei großen Betonstelen in der Skyline New Yorks fehlen, werden – und das nicht nur in der ‚westlichen’ Welt – neue Bezugsrahmen für die Begriffe ‚gut’ und ‚böse’ gesetzt. Und ist die Moral unserer Gesellschaft erst einmal auf den Thron gesetzt, lässt es sich mit den Realitäten der Welt praktischerweise auch viel besser leben.

Was auf 9-11 folgte waren neue Wüstenkriege und ein seltsamer Antiamerikanismus, der in unseren Breiten um sich ging. Bush musste für alles herhalten. Doch egal, wie viel der Schelte letztlich gerechtfertigt sein mag, auch an den Namensvettern des 43. US-Amerikanischen Präsidenten gingen die grausamen Anschläge am Big Apple nicht spurlos vorbei. Dieser kleine Fakt mag allerdings höchstens für vernarrte Fans der Band oder perfektionistische Pop&Rock-Musikhistoriker von Bedeutung sein. Wir stellen ihn trotzdem noch einmal kurz vor.

Nach Jahren der Irrungen preschte die britische Post-Grunge-Band Bush nämlich 2001 mit ihrem vierten Album „Golden State“ durch die Reihen der Geschmackspolizei. Die ach so schmierige und pathetische Massenband um den Schönling Gavin Rossdale hatte es auf einmal geschafft, auch Teile der Indieszene für sich zu gewinnen. Ob das nun wirklich an ihrer Musik lag oder am Ende nicht doch einfach vielmehr daran, dass sie nicht mehr so ‚mainstreamig’ daherkamen, sprich nicht mehr von jedem Kiddie gehört wurden, sei einmal dahingestellt.

Nur einen knappen Monat nach den Geschehnissen des 11. Septembers ergab es sich auf jeden Fall, dass Bush ihr neues Album ‚Golden State’ veröffentlichten. Der Entwurf sah vor, dass auf dem ockerfarbenen Cover ein verschwommenes Flugzeug abgebildet sein sollte. Die brachial-poppige erste Single sollte auf den Namen ‚Speed Kills’ hören und auf dem zweiten Lied der Platte, dem melancholisch derben ‚Headful of Ghosts’ singt Gavin:

I stand around at American weddings

I stand around for family

I’m at my best when I’m terrorist inside

At my best when it’s on me

Ein Wunder unter diesen Umständen, dass Gavin auch unter Bush (also George W. …) überhaupt noch nach Amerika reisen durfte. Aber das Flugzeug wurde ja von Band und Label selbst vom Plattencover entfernt, die Single nach der Textzeile „The People That We Love“ umbenannt und ‚terrorist’ in ‚maverick’ abgeändert. Na Bush sei dank. Ob pietätvoll oder bescheuert, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt.


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