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Das Jahrzehnt aus Sicht der indiestreber. Teil 8: Matzes 2002

von | 8.Dezember 2009

2002 war für mich musikalisch wie privat ein äußerst ungewöhnliches Jahr. Privat ging es für mich im Sommer, kurz nach meinem sechzehnten Geburtstag,1 für 10 Monate auf Schüleraustausch nach Japan.

Meine Alben des Jahres – damals

Von daher erklärt sich auch eine von drei Musikrichtungen, die ich 2002 verstärkt gehört habe: J-Pop, japanischer Mainstream-Pop. Besonders lustig fand ich immer, wenn die japanischen Popstars – der richtigen Aussprache völlig unfähig – bei fast jedem Lied versuchten, den Refrain auf Englisch zu singen. Neben oft billigem und trashigem Pop (der mir trotzdem ernsthaft gefiel) gab es aber auch einige wenige wirklich gut gemachte Platten, zum Beispiel die selbstbetitelte Debut-EP von Day after Tomorrow.

Day After Tomorrow – Faraway

Ich hab zwar noch einige andere J-Pop-Sachen gehört, diese eine war aber eine der wenigen CDs, die ich mir auch wirklich gekauft habe, weil fast jeder Song2 mir gefiel.

Zwei andere Musikrichtungen hörte ich damals zusätzlich: Zum einen Punkrock jeglicher Couleur, zum anderen ein wenig Mainstream-Pop. Nein, nicht diesen überproduzierten und überstrapazierten Bubblegum-Pop à la Christina Aguilera und Britney Spears, sondern den bodenständigeren und zumindest teilweise ruhiger vermarkteten, teilweise aber trotzdem rockigeren Gitarren- und Pianopop à la Michelle Branch oder Vanessa Carlton, oder auch der frühen Avril Lavigne.3 Das Debutalbum der ersteren, The Spirit Room gefiel mir damals am besten, und auch heute höre ich mindestens ein, zwei mal im Jahr noch das Album – und fühle mich an die damalige Zeit erinnert.

Im Punkbereich entdeckte ich 2002 vor allem WIZO, meine Lieblingspunkband aller Zeiten. Leider erschien von ihnen in dem Jahr kein Album – erst zwei Jahre später mit Anderster wieder. Trotzdem lasse ich den Spot des Punkalbum des Jahres hier ihnen zu Ehren frei…

Meine Songs des Jahres – damals

Auch hier würde ich das ganze wieder in drei Teile aufteilen, für jede der damals von mir gehörten Musikrichtungen einer:

Amuro Namie – Wishing on the same Star

Amuro Namie war und ist mein Lieblings J-Pop-Star, wenn man das so sagen kann – vielleicht auch, weil ich ihre Musik als erstes kennenlernte. Meine Lieblingssongs von ihr sind allerdings nicht das oben eingebundene Wishing on the Same Star, sondern das 2001 erschienene Say the Word sowie Don’t wanna Cry (1996).

Kommen wir nun zum ersten Video, was mir peinlich ist:

Avril Lavigne – Complicated

Simple Plan – I’d do Anything

Und während Jonas und Richard damals beide schon recht gefestigt in ihrem Musikgeschmack waren, änderte sich meiner noch ein paar mal im Laufe der folgenden Jahre – und meine heutigen Lieblingsalben und -Songs aus dem Jahr 2002 sehen denn auch entsprechend anders aus:

die alben des Jahres – aus heutiger Sicht

Denn 2002 war ein relativ wichtiges und auch gutes Jahr aus musikalischer Sicht: Das erste Kettcar-Album erschien, das zweite und beste Sportfreunde Stiller-Album4 ebenso wie das wirklich allerletzte Britpop-Album überhaupt und eine der besten Joy Division-Coverplatten das Interpol-Debut und viele weitere.

Zwei Alben, die unterschiedlicher kaum sein könnten, überstrahlen das aber komplett:

Damien Rice - ODas erste, Damien Rices O entdeckte ich ein paar Jahre später wie so viele durch den Film Closer – Hautnah, der trotz Julia Roberts und Jude Law, unter anderem aber wegen Nathalie Portman, empfehlenswert ist. Das Album gefiel mir selbst, als ich es das erste mal einlegte, nicht wirklich. Erst mit dem x-ten hören mochte ich das Album – bis es irgendwann eines meiner Lieblingsalben aller Zeiten wurde – und zu meinem Standardbeispiel für einen Grower.

The Libertines - Up the BracketUnd auch das andere wichtige Album des Jahres 2002 ist nicht nur eines der besten in dem Jahr, sondern auch eines der besten und für die Musiklandschaft wichtigsten des gesamten Jahrzehnts. Nachdem die Strokes ein Jahr vorher den Indie wieder Mädchentauglich gemacht hatten, loteten die Libs um Carl Barât und Pete Doherty das andere Ende der Gitarrenrock-Skala aus und brachten dabei genau die richtige Menge Punkrock mit. Mit Up the Bracket 2002 und dem zwei Jahre später erschienen The Libertines brachten sie es darüber hinaus fertig, über zwei Albumlängen nur gute Songs zu veröffentlichen.

Auf den Plätzen:

die Songs des Jahres – aus heutiger Sicht

Zum Album des Jahres hat es nicht gereicht, der Song des Jahres 2002 war allerdings definitiv von den Bright Eyes:

Bright Eyes – Let’s not shit Ourselves (To Love and to be Loved)5

Darüber hinaus sind die restlichen oben aufgezählten Alben fast komplett zu empfehlen, weshalb ich hier auf eine weitere Aufzählung meiner Songs des Jahres verzichte.

Video des Jahres

Über das Lied und Sophie Ellis-Baxtor kann man streiten, über das Video nicht. Eines der lustigsten und besten, die ich kenne.

Sophie Ellis-Bextor – Murder on the Dancefloor

(Dicht gefolgt vom schon bei Jonas aufgeführten Island in the Sun)

Konzerte des Jahres

2002 besuchte ich meine ersten beiden „richtigen“ Konzerte – also Konzerte abseits von Schülerbands und ähnlichem. Das erste davon fand allerdings in meiner Schule statt: Zum Abischerz hatte der Abijahrgang meines Bruders durch Kontakte und den Einsatz von Geld den damals durchaus bekannten Rapper Nico Suave dazu gebracht, aufzutreten. Ich war einer von etwa 15 Zuschauern, die das länger als eine halbe Stunde mitmachten und bis zum Ende blieben. Das andere Konzert sah ich dann im Rahmen des Air&Style-Snowboard-Contests in Sapporro, wo die japanische Punkband B-Dash im Rahmenprogramm auftrat – und ich mitten im Publikum. Obwohl es extrem glatt war, konnte man ob der Enge dort nicht ausrutschen – etwas, was mich damals ziemlich begeisterte…

  1. im Gegensatz zu Jonas hatte ich mein erstes Bier aber schon 2000 oder 2001 getrunken. Erzählt das aber nicht meinen Eltern… []
  2. war ja auch nur eine EP []
  3. Versteht man, wen ich so alles meine? []
  4. die ich übrigens 2002 auch erstmals für mich entdeckte, aber nicht so häufig hörte wie ein, zwei Jahre später dann. Dazu aber an anderer Stelle mehr. []
  5. Ich hab irgendwo auf ner DVD auch noch ne bessere Aufnahme von ’nem Liveauftritt. Gibt es aber leider bei Youtube nicht. []

künstlerkollektiv: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

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