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Melt! 2010. Der Festivalbericht. Teil 2: Samstag.

von | 28.Juli 2010

Weiter geht’s in unserem kleinen Tagebuch zum diesjährigen Melt!. Nachdem im ersten Teil gleich zwei Tage auf einmal abgehandelt wurden, geht es heute nur um einen: den Samstag. (In Teil 3 folgt dann der Sonntag und ein kleines Fazit.)

Jonas schreibt wieder in Blau, Matze in Rot.

Eines vorweg: Der Samstag war mein Highlight des diesjährigen Melt!s. Und das, obwohl meine persönlichen Headliner ja zu einem nicht kleinen Teil schon am Freitag spielten.1 Samstag war dafür der Tag der positiven Überraschungen. Ach ja, und mein freitäglicher Kritikpunkt wurde auch ausgebessert: Es liefen genug Volunteers mit Running-Order-Plänen herum.

Dabei fing der Samstag gar nicht einmal soo gut an: Die Futureheads, die eigentlich um 18 Uhr den Tag für mich eröffnen sollten, wurden aufgrund des Ausfalls der Dirty Projectors an den späteren Abend und ins von mir nicht gerade heiß geliebte Intro-Zelt verlegt. Damit überschnitten sie sich mit Jamie Lidell, den ich ja eigentlich auch hatte sehen wollen. Dass es trotzdem die richtige Entscheidung war, zu den Futureheads zu gehen, werdet ihr später noch sehen.

So begann der Samstag dann sehr entspannt mit einer großen Runde über das Festivalgelände. Ein paar Takte Philipp Poisel hörten wir uns an, gingen aber dann auch sehr schnell weiter. Die erste Band zu der es gezielt ging, war Trip Fontaine. Das ist ja eher Jonas-Musik, deshalb übergebe ich an dieser Stelle an ihn.

Dankeschön Herr Kollege, dann kann ich ja mal wieder einer von mir mit Freude betriebenen Tätigkeit nachgehen: Trip Fontaine loben. Der Auftritt von ihnen im Intro Zelt war nämlich richtig gut, und die neuen Songs gefallen mir mit jeden Hören mehr. Also, dicke Probs von mir nach Rodgau! Ich musste das Konzert allerdings leiderleider bereits vor Ende verlassen, denn eine der Bands, auf die ich mich am meisten freute, war auf der Hauptbühne dran: Blood Red Shoes. Die wunderbar krachigen Songs des Boy-Girl-Duos sind mir in diesem Jahr so richtig ans Herz gewachsen, und live waren die beiden einfach nur super.

Auch hier schließe ich mich Jonas weitestgehend an.

Denn erst danach fing dieser Samstag an, zu einem absoluten Highlight meiner persönlichen Melt!-Geschichte zu werden. Also in einer Liga mit Bright Eyes vs. The Faint 2005 oder I’m From Barcelona 2007. Aber irgendwie ganz anders.

Im ersten Teil des Berichts habe ich ja schon einmal geschrieben, wie großartig ich die Strandbühne fand. Das lag nicht nur an der Location und der Umgebung (Weißer Sand und Wasser auf der einen, sureal große Bagger auf der anderen, die Bühne auf der dritten, und na ja, Essensstände auf der vierten Seite), sondern auch an dem, was dort am Samstag los war: An diesem Tag nämlich stand die Bühne nämlich ganz im Zeichen der Plattenfirma Man Recordings und damit ganz im Zeichen von Baile Funk und co.

Absolutes Highlight dabei natürlich: Edu K. Denn der wusste als Brasilianer am allerbesten, wie das dunktioniert, die Ärsche der Menschen zum Wacheln und die Mundwinkel derselben nach oben zu bringen. Selbst ich, sonst eher als Tanzmuffel bekannt, musste mich dazu einfach bewegen – trotz schmerzender Füße in kaputten Schuhe, wohlgemerkt. Und so wurden diese Zeit zu einer absolut grandiosen Party.2


Viel zu schnell – nämlich noch während des Edu K-Sets – ging es dann weiter zu den Friendly Fires, die zwar wahrlich nicht schlecht waren, aber – moment, ich glaube ich war noch zu fertig und überschwänglich von Edu K, so dass ich viel zu wenig mitbekommen habe. Jonas, weißt du noch mehr, als dass sie gut, aber nicht überragend waren?

Also ich weiß noch, dass ich die ersten Songs ziemlich gut fand, auf Dauer dann allerdings alles irgendwie gleichförmig geklungen hat. Vielleicht hat mir der Anfang auch nur wegen der Edu K-Resteuphorie gefallen. Was ich aber eigentlich noch sagen wollte, als du mir mit deinen Baile Funk-Lobhudeleien ins Wort gefallen bist: Bevor ich mich an den Strand zum Bootyshaken zu den brasilianischen Straßenrhythmen begab (übrigens für mich die wohl größte positive Überraschung des Festivals) schaute ich mir als Pausenfüller noch An Horse an, die einen durchaus guten Auftritt hinlegten. Schon wieder ein Duo mit Frontfrau an der Gitarre und am Gesang, diesmal aber ein Stück charmanter und indiepoppiger. So, jetzt bist du wieder dran!

Im Intro-Zelt spielten dann um 23:30 die Futureheads. Eine der wenigen Bands, die ich mir schon im Vorfeld fest für den Samstag vorgenommen hatte. Und, wie sich herausstellte, zurecht. Selten hat eine Band in meinem Beisein so eine perfekte Definition von Indie-/rock/ abgeliefert wie hier. Und: die Band hatte – das sah man – Spaß an dem, was sie machte, genauso wie die Zuschauer. So vergaß man für kurze Zeit sogar, dass es im Zelt wie immer viel zu heiß war. Von allen Bands auf dem diesjährigen Melt!, soviel kann ich schonmal sagen, waren die Futureheads meiner Meinung nach die beste.

Ja, die Futureheads haben das Zelt schon ziemlich gerockt, da muss ich dir recht geben, auch wenn ich die Blood Red Shoes an diesem Tag noch ein Stück besser fand. Im Gegensatz zu Kollege Matze blieb ich danach im Zelt, um mir die Sterne anzuschauen, und wurde ziemlich enttäuscht. Die vier alten Lieder, die sie gespielt haben („Aber andererseits“, „Universal Tellerwäscher“, „Was hat dich bloß so ruiniert“ und noch eins, das mir gerade nicht einfällt) waren zwar allesamt toll, aber mit den Liedern vom aktuellen Album kann ich mich einfach nicht anfreunden. „Depressionen aus der Hölle“ ist noch ganz okay, aber der ganze Rest klingt dann doch ziemlich langweilig.

Ich finde es ja durchaus verständlich, wenn eine Band nach langer Zeit Lust darauf hat, etwas anderes zu machen, aber bei den Sternen ist das einfach nur schade. Vor allen Dingen, weil dieses Disco-Ding nicht so recht zu ihnen passen will. Da gibt es genug Bands, die das besser können.

Danach fing bei mir dann das große Bühnenhopping an. Reingeschaut habe ich mal bei Hercules & Love Affair, Ben Klock, Maskinen und Schlachthofbronx.3 Ach ja, einen Auftritt wollte ich dann aber doch noch sehen: Chris Cunningham. Dort bin ich aber auch nach zehn Minuten wieder weg. Versteht mich nicht falsch, schlecht war das von einer Light-Show unterstützte Experimentalfilm-Spektakel auf der Hauptbühne nicht, aber auf einem Festival, wo es ja eigentlich um Musik geht, passte das ganze irgendwie so gar nicht.

Trotzdem, ich bleibe dabei: Der Samstag war der beste Tag des Melt! 2010.

Fotos: H. Stein/S. Noll

  1. Dafür teilweise aber auch gleichzeitig, wie Tocotronic und Two Door Cinema Club []
  2. Natürlich kam noch erleichternd hinzu, dass ich genau die richtige Menge Alkohol intus hatte: Euphorisiert, aber noch Herr meiner Sinne []
  3. wobei die letzten beiden sehr gut waren, aber da ich zu dieser Zeit alleine unterwegs war und mir meine Füße ziemlich wehtaten, bin ich dann doch recht schnell wieder gegangen. []

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3 kommentare zu “Melt! 2010. Der Festivalbericht. Teil 2: Samstag.”

  1. matti meint:
    28.Juli 2010 at 10:56 pm

    ihr zwei! :) gerhard delling und günther netzer des indierocks :)
    tolle berichte, umso trauriger dass ich fehlte.

  2. dani meint:
    30.Juli 2010 at 10:20 am

    ich finde übrigens, dass diese limbo-tänzerin das ganz schön prima kann!

  3. matze meint:
    30.Juli 2010 at 11:01 am

    deshalb wurde ja auch sie und niemand anders beim limbotanzen fotografiert.