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Das Jahrzehnt aus Sicht der indiestreber. Teil 16: Matzes 2005 (UPDATED)
von matze | 16.Dezember 2009
Endlich. 2005. Das Jahr, in dem ich Abitur gemacht habe. Und gleichzeitig das Jahr, in dem ich endgültig angefangen habe, gute Musik, und wirklich fast nur noch gute Musik zu hören.
meine lieblingsplatten damals
Es gab genau zwei Platten, die mich 2005 so sehr begeistert und beeinflusst haben wie nie ein Album zuvor und wahrscheinlich nie ein Album wieder. Beide kamen im Frühjahr heraus und waren so etwas wie meine endgültige musikalische Erweckung.
Die eine war das zweite Kettcar-Album Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen. Neben zwei der schönsten deutschsprachigen Liebeslieder enthält das Album auch auf den verbleibenden 9 Tracks wunderbare Melodien und noch bessere Texte.
Die andere, I’m wide Awake it’s morning von den Bright Eyes, enthält ebenfalls eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten (First day of my Life). Das ist allerdings Zufall, denn damals gefielen mir auf der Platte, die ich für die beste in Conor Obersts bisherigem Schaffen halte, eher andere Songs. Als ich dann im Sommer auf meinem ersten Festival (Melt!) die Bright Eyes mit The Faint als Backing Band sah, war es endgültig um mich geschehen. Dazu aber weiter unten mehr.
Ein drittes Album tat es mir gegen Ende des Jahres allerdings so sehr an, dass es hier nicht unerwähnt bleiben sollte: Es geht um Adieu sweet Bahnhof der sich leider viel zu früh aufgelösten Hund am Strand. Es gibt wohl keine Band, für die ich so intensiv Werbung in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gemacht habe wie für die drei Berliner, die ich übrigens, wie hier schonmal erwähnt, am gleichen Tag im Internet entdeckte wie Sternbuschweg. Das aber nur am Rande.
Ebenfalls erwähnenswert und schon damals von mir gerne gehört:
- Jens Friebe – In Hypnose
- Babyshambles – Down in Albion
- bloc party – silent alarm
- Adam Green – Gemstones1
- Wir sind Helden – Von Hier an Blind
Meine Lieblingssongs damals
Eigentlich müssten hier Lua und 48 Stunden stehen, schließlich haben die mich auf die oben genannten Alben aufmerksam gemacht. Aber ich will euch ja nicht langweilen, deshalb hier ein anderes:
Andreas Dorau mit Girls in Love, das seit dem Melt! 2005 bis heute ob seines Trash-Faktors immer noch gerne auf Partys aufgelegt wird:2
Andreas Dorau – Girls in Love
Alben des Jahres – aus heutiger Sicht
Natürlich gehören die oben genannten auch in diese Kategorie. Daneben gibt es aber vor allem ein Album, was ich erst 2006 entdeckt habe – und zwar durch last.fm, dass ich ja nun schon seit fast 5 Jahren nutze. Ich glaube, kaum etwas hat mich auf so viele tolle Bands und Musiker aufmerksam gemacht wie diese internetseite.3
Ein Beispiel, wahrscheinlich das beste: Hello Saferide. So ziemlich der wunderbarste Pop, den ich kenne. Und Geschichten in den Texten verarbeitet, die so manchen Autoren vor Neid erblassen lassen würden. 2005 kam das erste Album mit dem passenden Titel Introducing… zumindest in Schweden heraus. In Deutschland, wo immerhin 4 Jahre später Album Nummer zwei erschien, ist Introducing glaub ich bis heute nur über Importeure und iTunes erhältlich.
Auf den Plätzen (neben den oben aufgeführten):
- Katze – Von Hinten4
- The Magic Numbers – The Magic Numbers
- ClickClickDecker – Ich habe keine Angst vor…
- Olli Schulz & der Hund Marie – Das Beige Album
- Moneybrother – To Die Alone
- The New Pornographers – Twin Cinema
(Wow, was für ein Jahr…)
Songs des Jahres – aus heutiger Sicht
2005 sind so viele tolle Alben rausgekommen, wie man weiter oben sieht. Das macht es natürlich nicht einfacher, einen Song des Jahres zu finden. Eigentlich sind so ziemlich die ganzen Alben oben zu empfehlen. Das wären aber über 100 Lieder – zu viel für diese Kategorie. Also werde ich mal versuchen, mich zu entscheiden.
And the Winner is…
The new Pornographers – Bleeding heart show5
Mir 2005 noch gänzlich unbekannt, haben sich die New Pornographers in den letzten Monaten zu einer meiner absoluten Lieblingsbands gemausert – und Bleeding heart show ist eins der besten Lieder der Band.
Video des Jahres
Oh. Ich hatte das wahre Video des Jahres vergessen.
The Decemberists – 16 Military Wives
Ich weiß, ich weiß. Es ist äußerst langweilig, das Video. Aber schöner und passender kann man einen solchen Song nicht bebildern:
Bright Eyes – First Day of my life (R.: John Cameron Mitchell)
Konzert des Jahres
2005 war ich dann bereits auf mehreren Konzerten – allerdings immer noch an zwei Händen abzählbar. Drei Highlights gab es aber dennoch:
Ein Jahr vorher war ja das vermeintlich letzte Album von Wizo mein Album des Jahres gewesen, im Februar sollte dann die Abschiedstour folgen. Der Gig in Soest6 ist bis heute eines der besten Konzerte, auf dem ich jemals war. Und das, obwohl ich aufgrund meines kleinen Bruders, der mit dem letzten Zug nach Hause musste, einige der besten Lieder verpasste. Na ja, sie kommen ja doch wieder. Schon 2010.
2005 war ich auch auf meinem ersten Festival, dem melt! in Gräfenhainichen – wie es für Festivals üblich ist also am Arsch der Welt. Aber großartig war es trotzdem – und gerade für ein erstes Festival war die damalige Größe des Festivals ideal. Nun, mittlerweile ist das Festival bekanntlich viel zu groß geworden, aber damals™ war die Welt noch in Ordnung. Besonders als The Faint und Bright Eyes gemeinsam gespielt haben. Es ist schwer, den Auftritt in Worte zu fassen – zumal er insgesamt knapp 4 Stunden dauerte.7
Das dritte Konzert war nicht nur deshalb so großartig, weil ich die Band aufgrund ihrer nur sehr kurzzeitigen Existenz nur zweimal live sehen konnte (und dies das bessere der beiden Konzerte war), sondern auch, weil es mich in die Welt der kleinen Konzertsäle einführte. Als Hund am Strand irgendwann im Spätherbst 2005 im Cubanova in Münster auftraten, fand ich erst niemanden, der mit mir die Band sehen wollte – und alleine hatte ich keine Lust. Als sich dann doch noch jemand fand, setzte ich mich direkt ins Auto, fand sogar noch einen Parkplatz in der nähe des Clubs8, und schon konnte es losgehen. Der Auftritt war natürlich großartig, und ich fuhr Nachts dann ausgerüstet mit dem frisch erschienen Album (siehe oben), einem T-Shirt der Band und meiner einzigen jemals ergatterten Setlist nach Hause.
Was ich wohl dieses Jahr vergessen habe?
- noch einmal, da ja erst 2005 in Deutschland erschienen und eben auch 2005 von mir entdeckt [↩]
- das Video kannte ich bis gerade allerdings auch nicht [↩]
- einer unserer ersten Artikel hier war übrigens auch über last.fm [↩]
- eine der unterschätztesten Deutschen Bands überhaupt [↩]
- das Video ist ein High School-Projekt, kein offizielles – das Lied war ja auch keine Single [↩]
- auch wenn auf der Karte Osnabrück steht [↩]
- mehr zum Melt! 2005 hier [↩]
- in Münster absolut keine Selbstverständlichkeit – und dann noch kostenlos [↩]
künstlerkollektiv: adam green, andreas dorau, babyshambles, bloc party, bright eyes, clickclickdecker, conor oberst, hund am strand, jens friebe, Katze, kettcar, Moneybrother, olli schulz und der hund marie, the decemberists, the faint, The Magic Numbers, the new pornographers, wir sind helden, wizo
file under: best of 2000-09 | Kommentare deaktiviert für Das Jahrzehnt aus Sicht der indiestreber. Teil 16: Matzes 2005 (UPDATED)
kommentare verboten. was wir schreiben, stimmt auch.