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limbo mania in frankfurt
von jonas | 20.November 2007
wie bereits angekündigt war ich ja diesen montag bei den beatsteaks in der jahrhunderthalle in frankfurt. und um die essenz dieses artikels vorwegzunehmen: es war der wahnsinn! das soll jetzt allerdings nicht heißen, dass ihr das hier nicht mehr lesen sollt. doch seid gewarnt: dieser bericht wurde noch unter erheblicher resteuphorie verfasst. ich sitze nämlich gerade nachts mit einem glas wodka-o on the rocks vor meinem laptop um mir die eindrücke von der seele zu schreiben.
erstmal zur location: mir gefällt die jahrhunderthalle in frankfurt wirklich gut, sie ist nicht zu groß (etwa 5000 leute gehen rein glaube ich), man sieht gut und der sound ist auch wirklich gut. zudem ist sie von mainz aus auch relativ problemlos zu erreichen. im märz habe ich dort schon nine inch nails erlebt und war ebenfalls begeistert. allerdings musste ich heute für meinen rucksack an der garderobe satte drei euro zahlen. das ist schon ein abzug, aber naja, was soll man machen.
die erste überraschung war dann, wie jung die beatsteaks-fans im jahre 2007 sind. ich lag mit meinen süßen 21 lenzen schon deutlich über dem geschätzten altersschnitt. und ich kann mich nicht erinnern, schon mal so viele zahnspangenträger an einem ort gesehen zu haben (selbst beim billy talent-konzert war’s nicht so krass). das war, als ich die beatsteaks das erste mal 2004 in der frankfurter batschkapp (bei solchen konzerten der reinste backofen!) sah, noch deutlich anders. aber was solls, gibt schlimmeres.
das wäre jetzt eigentlich eine verdammt fiese und aus meiner sicht eigentlich auch unberechtigte überleitung zur vorband turbostaat. aber nunja, jetzt ist sie gemacht. turbostaat kommen aus flensburg und machen deutschprachigen punkrock. ich finde sie im grunde ganz gut, allerdings hören sich die lieder doch schon alle sehr ähnlich an. gerade der stil des sängers kennt quasi keinen abwechslungsreichtum. ich kann auch ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen, was die beatsteaks, die ja auch mit ihnen befreundet sind, an ihnen finden. aber den leuten hat’s gefallen.
nach einer halben stunde turbostaat ging’s dann los mit dem warten auf die beatsteaks. man hat schon gemerkt, das ein großer teil des publikums keine oder kaum konzerterfahrung hatte, denn während die roadies gerade mal ganz gemütlich anfingen, schon mal alles aufzubauen, wurde bereits heftig gedrängelt um nach vorne zu kommen. überhaupt herrschte eine irgendwie merkwürdige, fußballstadionähnliche atmosphäre. als dann „humba humba humba tätärä!“ intoniert wurde fand ich’s doof, wohingegen das später folgende, an die sitzplatzkartenbesitzer gerichtete „scheiß tribüne!“ schon wieder lustig war (an dieser stelle: ernsthaft, wer kauft sich sitzplatzkarten für so ein konzert?!). doch dann kam der wirkliche hammer: bereits vor dem konzert gab es so heftiges gedrücke und geschiebe, das man schon fast von einem massenpogo reden kann. hatte ich vorher auch noch nie erlebt.
jetzt aber mal zum wesentlichen: arnimberndpeterthomasthorsten betreten die bühne, das publikum johlt. der erste song: hand in hand. bam! an stillstehen ist nicht mehr zu denken, aber anscheinend wissen nicht alle wie das so ist, wenn sich tausende leute gleichzeitig bewegen. jedenfalls liegen ein paar meter vor mir erstmal ein gutes dutzend junger mädchen auf dem boden. ich bewege mich ein stückchen nach hinten, um die leute sich erstmal austoben zu lassen. zunächst einmal springen statt schubsen. dazu gabs auch genug gelegenheit: demons galore, sharp, cool and collected (für mich der beste song von limbo messiah) – wunderbar. überhaupt war die setlist nur so mit hits gespickt. aber das ist für die beatsteaks ja auch kein problem. inzwischen konnte man auch ohne weiteres ein stück nach vorne gehen. also ich muss sagen es ging schon gut ab im publikum, wie ja auch zu erwarten war. und man merkte auch, dass es den jungs auf der bühne genauso viel spaß machte wie den zuschauern.
jetzt muss ich aber auch mal zu einem phänomen kommen, das mich als bassist und mensch mit einigermaßen intaktem rhythmusgefühl immer wieder nervt: dem mitklatschen. am anfang sind ja meist noch alle schön brav zusammen und auf dem schlag, aber irgendwann geht’s einfach gar nicht mehr. spätestens wenn vom ersten bis zum letzten klatschen etwa eine sekunde vergeht und das tempo im publikum mit dem auf der bühne kaum noch etwas zu tun hat, fange ich an, mitleid mit den musikern dort oben zu bekommen. und bei diesem konzert war’s wirklich besonders schlimm. wahrscheinlich hat arnim auch deshalb, als er gerade alleine mit gitarre big attack vortrug, zwischendrin gefordert: „singen, nicht klatschen!“. so, das war jetzt aber genug muckermotze.
auf jeden fall erwähnenswert war auch noch das „original beatsteaks-keyboard“, das auf knopfdruck hiphop-klassiker abspielt und damit die meute und bassist thorsten zum tanzen bringt, wenn die anderen sich mal ausruhen wollen. später wurde für frieda und die bomben dann noch der turbostaatsänger jan auf die bühne geholt. doch so langsam nähern wir uns auch schon dem (vermeintlichen) ende: beim klassiker panic war noch mal abgehen angesagt, bei hey du (von gitarrist peter gesungen) konnte man verschnaufen, und bei i don’t care as long as you sing noch mal mitgröhlen. nach hello joe verließen die fünf dann die bühne, aber es war wohl jedem im raum klar, das sie noch einmal wiederkommen würden.
und das taten sie auch, zunächst noch gemächlich mit dem leicht joy divisionesken hail to the freaks. darauf folgte dann das hymnische to be strong, und danach gab’s mit dem hardcore-smasher schlecht vom debutalbum 48/49 noch mal so richtig auf die fresse. doch dann verschwanden sie wieder. mein erster gedanke: kein cut off the top? kein let me in? eigentlich unvorstellbar.
und so folgte auf minutenlanges klatschen und pfeifen erst ein provokantes „ihr seid doch müde, frankfurt!“ von arnim, und dann die furiose zweite zugabe. erstmal der möchtegern-marvin gaye-popsong she was great, den arnim live wenigstens nicht die ganze zeit mit seiner kopfstimme, die auf die dauer doch sehr nach eierabkneifen klingt, gesungen hat. dazu gab’s schicke seifenblasen und ein mädel wurde per stagedive auf die bühne manövriert um mit arnim zu tanzen und von ihm umarmt zu werden. und danach wurden dann endlich meine wünsche erfüllt: cut off the top ging einfach nur ab, da ist wirklich jeder im saal mitgesprungen. und vor allen dingen habe ich währenddessen etwas unglaubliches gesehen. ich schaute neben mich und sah dort drei kinder, allerallerhöchstens zwölf, mitten in den menschenmassen stehen. und während ich mir noch gedanken machte, ob sie sich dort nicht verletzen würde, redete das erste mädchen schon mit einem etwa vier köpfe größeren kerl und ließ sich – schwupps! – zum stagedive emporheben. ich traute meinen augen kaum, doch schon ließen sich auch die beiden anderen, erst der junge, dann das zweite mädchen, hochheben. so was habe ich wirklich noch nicht gesehen.
und was kam dann? natürlich das obligatorische let me in, inklusive hinsetzen und dem ganzen zeug (siehe hier). ein fantastischer abschluss. während die fünf jungs sich noch feiern ließen, wurde an der bühne ein großes „danke!!!“-banner ausgefahren und es ertönte don’t look back in anger von oasis. und selbst ich, als ausgewiesener nicht-oasis-fan, muss zugeben, dass ich ein wenig berührt war, während ich langsam richtung ausgang schlenderte – und das will was heißen!
so, das war’s jetzt aber auch, mein wodka-o (zweites glas) ist jetzt nämlich auch leer. gute nacht!
künstlerkollektiv: beatsteaks, billy talent, joy division, nine inch nails, oasis, turbostaat
file under: best of 2007, live und in farbe | 2 kommentare »
20.November 2007 at 5:43 pm
geil… überlege ja doch stark, im dezember nach dortmund zu fahren. hab sie aber wie gesagt, schon einmal dies jahr gesehen. geh ich halt mal nächstes jahr.
nebenbei: bestes lied vom aktuellen album ist „hail to the freaks“. find ich.
20.November 2007 at 7:14 pm
sharp, cool and collected! absolut deiner meinung.
am 12.12. in erfurt! yuchee!