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Das Jahrzehnt aus Sicht der indiestreber. Teil 4: Matzes 2001
von matze | 4.Dezember 2009
2001, ich wurde 15, dauerte musikalisch meine Hiphop-Phase an. Durch Internet und Musikfernsehen1 lernte ich immer mehr Bands und Künstler kennen, auch aus dem „Underground“.
Meine Lieblingsplatten damals
Neben jeder Menge neuer Acts lernte ich damals auch ein neues Tonträgerformat kennen: Die EP. Kein ganzes Album, aber mehr als eine Single – und natürlich auch im Preis irgendwo zwischen diesen beiden Polen. Verantwortlich für meine Neuentdeckung: Moqui Marbles, eine pseudo-philosophische Rapgruppe aus Hamburg. Noch mehr als deren EP Steinzeit-Revival gefielen mir aber zwei andere Platten, beides „komplette“ Alben: Zum einen Azads Debutalbum Leben, zum anderen Jan Delays erste Solo-Platte Searching for the Jan Soul Rebels.
Auf Azad war ich schon mit seiner ersten Single Napalm ein Jahr vorher aufmerksam geworden2 und wartete lange sehnsüchtig auf sein Album. Underground-Hiphop at its best, komplett mit Samy Deluxe-Diss, aber auch ernsteren Songs.
Ein wenig anders war es mit Jan Delay. Die Absoluten Beginner kannte ich damals schon länger, und 2001 starteten sowohl Denyo als auch Eißfeld alias Jan Delay ihre Solo-Karrieren. Während sich Denyo am Beginner-Sound orientierte und weiterhin Deutschrap machte3, versuchte sich Jan Delay an etwas fast komplett neuem. Musikalische Grundlage auf Searching for the Jan Soul Rebels war zwar deutscher Reggae, aber erstens auf eine völlig andere Art als bei Gentleman und Co.4 Ich las damals regelmäßig die Juice, und ich glaube, Jan Delay war einer der wenigen, deren Album die volle Punktzahl bekam – und zwar zurecht.
Meine Lieblingssongs damals
Auch in dieser Kategorie – welch wunder – dominiert der Hiphop.
2001 entdeckte ich zum ersten mal eine unbekannte Band über das Internet. Ihr Name: Versbox. Wirklich bekannt geworden sind die zwar nie, ihr Lied des Friedens, eine Reaktion auf 9/11 lief aber, neben anderen Liedern, auf Heavy Rotation bei mir.
Absoluter Favorit – und später sehr lange vergessen – war aber wohl die Hamburger Rapgruppe City Nord mit Zeiten ändern sich:
City Nord – Zeiten ändern sich
irgendwo hab ich noch nen selbstzusammengestellten Hiphop-Sampler. Nur wo?
die alben des Jahres – aus heutiger Sicht
Und wieder sieht die Liste meiner Alben des Jahres ganz anders aus, wenn ich meinen heutigen Geschmack zu Grunde lege. Genau wie 20005 war es außerordentlich schwer, einen Favoriten zu finden.
Letztlich bin ich denn doch fündig geworden. Denn 2001 waren die musikalischen 90er spätestens zu Ende.6 Neben dem letzten Lebenszeichen der besten Britpop-Kapelle überhaupt (Pulp, natürlich) – das aber nicht an alte Klasse anknüpfen konnte – erblickte das Meisterstück der Kollegen von Ash das Licht der Welt: Free all Angels. Nahezu alle großen Hits der Nordiren war auf diesem Album: Alleine die ersten Vier Tracks sind Walking Barefoot, Shining Light, Burn Baby Burn und Candy. Weder vorher noch hinterher waren Ash jemals so gut.
Auf den Plätzen (und ganz nah am Album des Jahres vorbeigeschrammt):
- Ryan Adams – Gold
- Travis – The Invisible Band
- Peterlicht – 14 Lieder
- The Moldy Peaches – The Moldy Peaches
- The Strokes – Is this it
- Die Ärzte – Runter mit den Spendierhosen, unsichtbarer
- Pulp – We Love Life
Meine Songs des Jahres – aus heutiger Sicht
Einer meiner Lieblingsfilme ist Garden State. Ich weiß nicht, wie häufig ich den Film schon gesehen habe. Ein Grund dafür ist sicherlich der Soundtrack. Wichtigster Song hierauf: New Slang von den Shins. Der Song ist allerdings schon ein paar Jahre älter als der Film. Und mein Song des Jahres 2001:
The Shins – New Slang
Ebenfalls großartig:
The Moldy Peaches – Anyone Else but you (Live)7
Commercial Breakup – Bizarre Love Triangle
Das Video des Jahres
Dieses Mal war es wirklich nicht schwer, das beste Video zu küren. Zumindest, als ich mich endlich an folgendes Werk wieder erinnert habe. Zugegeben, es ist fast mehr Theater- oder Videokunst oder ähnliches als ein „echtes“ Musikvideo, aber egal.
The Avalanches – Frontier Psychiatrist
- das gab es ja damals noch [↩]
- die ich im Rückblick auf 2000 natürlich komplett vergessen habe [↩]
- was sich 2009 dann ja auch geändert hat [↩]
- Die ich damals zwar mochte, heute aber unerträglich finde [↩]
- und eigentlich in jedem Jahr [↩]
- Stimmt natürlich auch nicht so ganz, denn 2002 erschien ja noch A New Morning von Suede [↩]
- was ja ironischerweise ebenfalls ein Song ist, der erst durch den Soundtrack zu einem Film bekannt wurde – ebenfalls Jahre später [↩]
künstlerkollektiv: absolute beginner, ash, Azad, City Nord, Commercial Breakup, Dennis Lisk, Denyo, die ärzte, Gentleman, jan delay, Moqui Marbles, peterlicht, pulp, rufus wainwright, ryan adams, Samy Deluxe, The Avalanches, the moldy peaches, the shins, the strokes, travis, Versbox
file under: best of 2000-09 | 2 kommentare »
6.Dezember 2009 at 4:18 pm
matze, ernsthaft: wie beschissen ist denn bitte dieses new order-cover, und was hat es bei deinen songs des jahres zu suchen?!
6.Dezember 2009 at 9:11 pm
ich gebs ja zu, das lied ist extrem cheesy, aber ich find’s toll. und das video auch. basta.