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das jahrzehnt aus sicht der indiestreber. teil 13: matzes 2004

von | 13.Dezember 2009

Eigentlich hatte ich 2004 ja schon fast einen erträglichen Musikgeschmack. Eigentlich. Denn zwischen Liedern, die ich bis heute gerne höre und die mir alles andere als peinlich sind, fanden sich immer wieder einzelne, die aus heutiger sicht ziemlich besch*** sind. aber seht selbst.

meine lieblingsplatten damals

Wizo - AndersterHier sieht alles noch ok aus. Ende 2004 kam nämlich ein Album heraus, das für mich alle anderen Erscheinungen in dem Jahr in den Schatten stellte: Anderster, das (vermeintlich) letzte Album von wizo, gleichzeitig das Erste seit 1995. Darauf zu finden war die bewährte Wizo-Mischung aus politischem, sozialkritischem, spaßigen, ernsten und völlig sinnfreiem; Instant-Klassiker wie Nana („Denn für immer Punk/Will ich sein, mein Leben lang“) oder Der Lustige Tagedieb („Ich trinke ein Getränk und esse ein geäst“) gab es auch. In wenigen Worten: Das vielleicht beste Deutschpunk-Album des Jahrzehnts.

Meine Lieblingssongs damals

Hier fängt es an, deshalb hab ich das ganze mal dreigeteilt:

Die Guten:

Hierzu muss ich wenig sagen. Obwohl mein Lieblingsalbum 2004 ein Punkalbum war, fing ich an, Indiemusik zu hören. Vorerst zwar vor allem deutsche, und zwar solche, die diese „Genre“-Bezeichnung wohl heute nicht mehr tragen würden, aber immerhin.

Wir sind Helden – Denkmal

Phoenix – Everything is Everything

Sportfreunde Stiller – Frühling

Die Schlechten

Wie etwas weiter oben zu sehen ist, hörte ich 2004 vor allem deutschsprachige Rock- und Popmusik. Und in diesem Genre feierten zwei Bands im Sommer in etwa gleichzeitig ihren Durchbruch. Beide entdeckte ich, Early Adopter, der ich nunmal bin, schon einige Wochen, bevor sie totgespielt wurden – und wer weiß, vielleicht wären sie ohne MTViva und Formatradio gute Songs geblieben!?1

Silbermond – Durch die Nacht

Juli – Perfekte Welle

Den Umständen entsprechend:

Die folgenden beiden Lieder haben beide etwas mit meinem Taiwanurlaub zusammen mit 4 Freunden im Sommer 2004 zu tun. Nummer eins, ich weiß, ich nerve euch mit Asiatischem Mainstream-Pop, ist von der taiwanesischen Popband F.I.R., der zweite Song ist ein Klassiker des Schmuse- und Schmierlappenpops der 80er, den einer meiner Freunde und ich damals ständig beim Karaoke sangen.2 Beide sollten der Vollständigkeit halber nicht fehlen.

F.I.R. – Lydia (ebenfalls zu empfehlen: Fly Away und ???? (your smile))

Bary Manilow – Mandy3 ,4

Ein Einschub: Meine Musikalischen Einflüsse 2004

Drei Haupteinflüsse gab es im Jahr 2004 auf meinen Musikgeschmack: Der eine war zum lesen, der zweite zum Hören und der dritte war im Fernsehen zu sehen.

Einfluss 1: Zeitschriften, allen voran die Neon

Nachdem ich vorher schon einige Zeit verschiedenste Lifestylemagazine gelesen hatte, fiel mir im Frühjahr 2004 ein erst auf den zweiten Blick anderes Heft in die Hände: Die Neon. Wie es sich für solch eine Zeitschrift gehört, besitzt auch die Neon eine Musikrubrik, in der die Redakteure meist sogar ein glückliches Händchen bei der Auswahl der besprochenen CDs bewiesen. Außerdem wurden gerade so viele Alben und Künstler besprochen, dass man ohne Probleme auch jede CD, die interessant war, im Laufe des Monats hören konnte.5 Mittlerweile les ich die Neon aber nicht mehr.

Einfluss 2: Der Sampler neudeutsch

Irgendwann gegen Ende des Jahres wurde in der Neon eine Compilation6 beworben, die vielversprechend klang: neudeutsch. Nachdem ich ihn dann zu Weihnachten bekam,7 war mein Musikalischer Horizont erweitert wie selten zuvor: Zwischen den oben schon genannten Silbermond und Wir sind Helden sowie eher mittelmäßigen Bands und Künstlern wie Max Herre oder 2Raumwohnung hörte ich zum ersten Mal von so illustren Gestalten wie Bernd Begemann, Spillsbury, Klee, Erdmöbel oder der Mediengruppe Telekommander. Dass ich die CD nicht mehr höre, liegt vor allem daran, dass ich von allen guten Künstlern darauf mittlerweile die ganzen Alben besitze…

Einfluss 3: Sarah Kuttner – Die Show

Ich war immer schon ein großer Fan des Musikfernsehens. Vielleicht kann ich froh sein, dass es Viva2 2004 oder noch später schon lange nicht mehr gab, sonst wäre ich bei seiner Schließung vielleicht in tiefste Depressionen verfallen. So konnte ich mich aber im Herbst 2004 freuen, dass es wieder eine Sendung gab, in der die Bands auftraten und zu Gast waren, für deren Musik ich mich so langsam anfing zu interessieren. Und diese Sendung wurde dann auch noch von Sarah Kuttner moderiert, einer Frau, die ich damals unglaublich toll fand.

Alben des Jahres – aus heutiger Sicht

Es gibt viele Leute, darunter auch mein Herr Mitbewohner und Mitautor, die noch nie verstanden haben, was man an Jens Friebe und seiner Musik mögen kann. Ich habe ihn 2005 auf dem Melt! Live gesehen, hatte mich aber vorher auch schon in sein erstes, 2004 erschienenes Album Vorher Nachher Bilder8 reingehört. Und was da an Texten abgeliefert wird, ist einfach grandios. Und die Musik, den meisten zu poppig, ist mir gerade recht.

The LibertinesBeim zweiten Album des Jahres, The Libertines von den Libertines gilt alles, was ich hier auch schon geschrieben habe.

Auf den Plätzen:

Songs des Jahres – aus heutiger Sicht

Neben dem hier aufgeführten wahrscheinlich besten Elektropunk-Songs einer deutschen Band müsste auch Please, Please, Please von den Shout out Louds hier stehen. Das ist aber schon Video des Jahres und steht deshalb weiter unten…

Mediengruppe Telekommander – Trend

Auf den Plätzen:

(und wie immer diverse Songs der oben genannten Alben)

Video des Jahres

Shout out Louds – Please, Please, please9

Konzert des Jahres

sportisWas muss der Dezember 2004 nicht für ein toller Monat gewesen sein? Ich bekam nicht nur eine der besten Platten des Jahres sowie eine der für meine musikalische Sozialisation wichtigsten Platten zu Weihnachten, nein, nur drei Tage vorher war ich auf meinem ersten „richtigen“ Konzert.

Und dann direkt: Ash. Und Sportfreunde Stiller. Ash war mir als Band damals noch nicht so recht bekannt, ich hatte sie nur mal ein, zwei Jahre vorher mit Shining Light bei Schlegel, übernehmen sie gesehen und ein paar mal bei Freunden ihr Album angehört. Allerdings war ich von ihrem Auftritt, zu dem sie mit einer brennenden Flying V auf die Bühne kamen,10 ziemlich begeistert. Der Grund meines kommens nach Düsseldorf betrat aber erst nach Ash die Bühne: Die Sportfreunde Stiller. Über 2 Stunden dauerte ihr Konzert, allein die Zugabe war länger als der gesamte Ash-Gig. Damals konnte ich, glaub ich, jeden Song der Band mitsingen, und ihre Cover von Ich war noch niemals in New York (eingebettet in Dirk, wie ist die Luft dort oben) und Wonderwall („Jetzt kommt ein Lied, dass uns eine englische Band in den 60ern geklaut hat und damit weltbekannt geworden ist.“) natürlich auch.

Was ich wohl dieses Jahr vergessen habe?

  1. Youtube etc. gab es damals noch nicht, deshalb war man auf die angewiesen – Viva2, für die meine musikalische Evolution leider zu spät kam, gab es aber eben auch nicht mehr… []
  2. und dies bis heute tun []
  3. übrigens gibt es davon auch eine großartige Family-Guy Version []
  4. dass beide Lieder Frauennamen als Titel haben, ist mir gerade erst aufgefallen… []
  5. in welcher Form auch immer []
  6. aus dem eigenen Haus []
  7. ja gut, vielleicht war er doch eher ein Einfluss im Jahr 2005, aber egal []
  8. immerhin auch in der Intro bei den Kritikern auf Platz 1 – gut, Jens Friebe hat auch mit Linus Volkmann bei der Bum Kun Cha Youth gespielt und schon für die Intro geschrieben []
  9. da in Deutschland ja erst 2004 erschienen []
  10. was mich als Konzertunerfahrenen Menschen natürlich beeindruckte []

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5 kommentare zu “das jahrzehnt aus sicht der indiestreber. teil 13: matzes 2004”

  1. ric. meint:
    13.Dezember 2009 at 8:52 pm

    tja, da hab ich wohl aufgehört sportfreunde stiller zu hören als du damit angefangen hast… aber ich war 2004 auch noch auf einem konzert, zusammen mit nada surf und ash in der olympiahalle münchen.

  2. Sebastian meint:
    15.Dezember 2009 at 1:09 am

    Sportis sind hier in den ersten Jahren sehr present…;-)
    Finde, auf Burli sind echt gute Sachen, aber ich kann Richard verstehen, was er meint:
    Frühling = toll
    Ich, Roque = Käse

  3. Sebastian meint:
    15.Dezember 2009 at 1:23 am

    Äh…präsent natürlich. Sind ja immernoch in Deutschland.

  4. ric. meint:
    15.Dezember 2009 at 1:00 pm

    naja – ich roque find ich gar nicht so schlimm, das hat wenigstens noch irgendeinen bezug zu irgandwas. schlimmer find ich z.b. wir kommen (was hier los ist): platte reime, plattes lied, relevanz gleich null.

  5. mandy. meint:
    16.Dezember 2009 at 5:49 pm

    jetzt bricht hier die große sportfreunde diskussion los. :)

    ich muss sagen, dass ich auch erst 2004 wirklich angefangen habe, die sportfreunde kennen zu lernen. und ich bereue es, weil viel zu spät. und auch ich durfte mein erstes richtiges konzert im dezember 2004 erleben. es war großartig. auch im nachhinein noch.

    letztlich sage ich aber definitiv auch: die alten platten sind wesentlich besser, als die neuen. und: ausnahmen bestätigen die regel.